Florian Werner liest Musik

"Freedom!" von Pharrell Williams

Pharrell Williams in grüner Jacke live auf einer Bühne; neben ihm strahlt ein Scheinwerfer in die Kamera. Die Jacke ist fast bis zum Bauchnabel offen. Willimas trägt eine lange Goldkette.
Pharrell Williams auf der Bühne © dpa / ANP Kippa / Ferdy Damann
Von Florian Werner · 06.08.2015
In "Happy" hat Pharrell Williams mit Glück und Glückseligkeit bereits einen Grundwert unserer Gesellschaft besungen. Jetzt legt er nach und kümmert sich um ein weiteres immaterielles Gut: die Freiheit.
Lalalala, lalalalala
Lalalala, lalalalala
Der Song beginnt im vorsprachlichen Raum, gewissermaßen in der Gebärmutter der Sprache: mit wortlosem, lallendem Gesang. Mit gutturalem Grunzen, Räuspern …
… und mit einer Liebeserklärung:
Hold on to me
Don't let me go
Who cares what they see?
Who cares what they know?
Halt mich fest, lass mich niemals los: Solche Beschwörungen hat man in der Popmusik schätzungsweise schon ein paar Millionen Mal gehört. Ungewöhnlich ist allerdings die Adressatin dieser Botschaft: Es handelt sich um niemand Geringeren als die Personifikation der Freiheit.
Your first name is Free
Last name is Dom
Cause you still believe

In where we’re from
Wie aber kann man die Gunst von Frau Frei Heit erlangen? Pharrell Williams zufolge muss man zurück zu den Wurzeln gehen: Man muss das Prinzip freilegen, das allen irdischen Erscheinungen zugrunde liegt.
Man's red flower
It's in every living thing
Mind, use your power
Spirit, use your wings
Freiheit heißt Unabhängigkeit
“Man’s red flower" – die Formulierung stammt aus Rudyard Kiplings Roman "Das Dschungelbuch" und ist dort eine poetische Umschreibung für das Feuer. Sie steht für jene zugleich zerstörerische und kulturstiftende Kraft, mit der sich der Mensch über die Natur erhebt und somit ein Maß an Unabhängigkeit, ja, Freiheit erlangt. Kein Wunder, dass sich auch andere Primaten, allen voran der Affenkönig Louie, für die Rote Blume interessieren:
Now, give me the secret, man-cub
Come on, clue me what to do
Give me the power of man’s red flower
So I can be like you!
Bei Pharrell Williams steht das Feuer allerdings, anders als im Dschungelbuch, nicht für die Macht des Menschen über die Schöpfung. Es wird, im Gegenteil, als Ursprung alles Lebens interpretiert − als jene natürliche oder göttliche Kraft, die das Lachen der Sonne ebenso befeuert wie das Lallen des Kleinkinds.
We are from heat
The electric one
Does it shock you to see
He left us the sun
Wollte man diesen scheinbar so naiv-kindlichen Song philosophiegeschichtlich einordnen, könnte man sagen: Pharrell Williams steht in der Tradition des idealistischen Monismus. Er sucht nach dem immateriellen Prinzip, das der gesamten Welt zugrunde liegt. Nach "dem Einen“, das an allem teilhat, das sich selbst aber nicht benennen lässt. Man kann sich ihm nur sprachlich annähern. Man kann es Hitze nennen, Feuer, Rote Blume, Kraft ... oder eben Freiheit.
Freedom!
Freedom!
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